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Hören und Regeln

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Vielleicht ist dies der wichtigste Bereich im Leben eines Tonwerkers. Ohne Hören kein Regeln. Und diese Art Hören ist nicht einfach, erfordert viel Erfahrung und wird oft genug unterschätzt.

Der Mensch am FOH-Platz, also der Mischer, hat auf viele Dinge zu hören. Zum einen natürlich auf solch Katastrophen-Töne wie Brummen, Fiepsen, Rauschen und sich abzeichnende Rückkopplungen. All dies sind Anzeichen für Fehler im System, die er dann effektiv beheben bzw. nach Vermögen bereits im Vorfeld vermeiden sollte.

Ein halber Satz heiße Ohren

Doch gerade im Musikbereich geht es um weit mehr als das. Zunächst müssen die Einzelklänge der Stimmen und Instrumente beurteilt werden. Eine Gitarre zum Klingen zu bringen ist nicht immer mal eben getan, ein Schlagzeug kann begeisternd knallen oder aber auch nervig dröhnen, und jede Gesangsstimme kann man brilliant oder aber auch pappig mischen.
Schließlich müssen alle verschiedenen Schallquellen auf der Bühne auch noch gut zusammen klingen. Spätestens hier wird der Mischer dann zum Mit-Arrangieur der Musik. Es gilt Lautstärken und Frequenzbereiche aufeinander abzustimmen. Solo- und Background-Singende brauchen ein vernünftiges Verhältnis zueinander, bei mehrstimmigem Gesang gibt es führende und zweite Stimmen, manche Instrumente sollte man zwar hören, aber nicht heraushören können, welches Instrument braucht welchen Hall und welches braucht eine Komprimierung seiner Dynamik?

Ich glaube ein gutes Gehör für die beschriebenen Dinge zu haben, was mir auch immer wieder von außerhalb bescheinigt wird. Gründe hierfür mögen sein, dass ich auch privat viel Musik höre und lange Zeit als Trommler selbst Musik gemacht habe, ebenso als Sänger und mit der Gitarre. Ich habe im Rock/Pop-Bereich komponiert und getextet, die Songs mit meiner Band arrangiert und auf Konzerten gespielt. Ich weiß, wie Musik aufgebaut ist und wie sie klingen kann (nicht muss, denn das ist Geschmackssache). Wenn eine Gitarre schief gestimmt ist, höre und sage ich das in der Regel auch. Ich liebe Musik und ich liebe sie auch laut. Aber: Meist fühle ich mich der Textverständlichkeit und dem Nicht-Überschreiten der akustischen Schmerzgrenze besonders verpflichtet, was den Job nicht gerade einfach macht. Der Kompromiss zwischen Bühnenlautstärke, Textverständlichkeit und der Schmerzgrenze beim Publikum ist nicht immer leicht zu finden.

Alles im grünen Bereich
Noch ein paar Worte zur Schmerzgrenze:
Eine Band sollte mir im Vorfeld sagen, ob sie den Gig für sich oder für das Publikum durchführt. So lächerlich das klingt, so sehr beruht dieser Satz auf leidlicher Erfahrung. In einer sehr kleinen Halle und nach einem sehr stressigen Soundcheck ist es schon vorgekommen, dass ich während des Konzertes zwischen zwei Songs auf die Bühne zum Trommler und zum Bassisten gehüpft bin, um ihnen zu raten, die Sängerin demnächst zuhause zu lassen, weil man sie eh nicht hört. Erst das hat geholfen. So etwas fördert zwar nur selten die persönliche Zuneigung zwischen Musiker und Mischer, wirkt sich aber ungemein positiv auf die Qualität der Darbietung aus.
Tschuldigung: auch auf die Gefahr hin, mich unbeliebt zu machen: Lautstärken müssen an Musikarrangement und Raum angepasst sein, denn nach oben hin droht die Schmerzgrenze. Wenn man den Gesang hören und womöglich noch den Text verstehen soll, haben sich die anderen Instrumente daran anzupassen. Und wenn der Auftritt nicht gerade in der Westfahlenhalle stattfindet, ist dies fast immer gleichbedeutend mit ein paar dB weniger Lärm aus den Monitor-Boxen auf der Bühne.
Um Missverständnissen vorzubeugen: Ich bin kein Leisemischer! Aber meine Schmerzgrenze werde ich nicht überschreiten, denn ich brauche meine Ohren noch :-)

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